Gletscher, Jöchle und viele Kilometer

Von der Braunschweiger Hütte zur Martin-Busch-Hütte (2.501 m)

Nach Beschreibung des E5-Standardwerks (am roten Buch erkennen wir uns auf Hütten und unterwegs) liegt heute eine lange Etappe vor uns und zugleich die technisch anspruchsvollste, wenn man über das Pitztaler Jöchle geht. Soviel zu Theorie. Praktisch umgesetzt bedeutet dies um 5.15 Uhr aufstehen, damit wir vor den E5-in-fünf-Tagen-Gruppen die 300 m lange, ausgesetzte Wand gequert haben. Nach einem guten Frühstück, dank Materialseilbahn, mit frischem Brot, brechen wir um 6.20 Uhr zu unserer vorletzten Etappe auf.

Vor uns sind nur einige Wanderer und die erste Bergschule hängen wir noch an der Hütte ab. Es geht gleich gut hoch und nach einer Stunde soll das schlimmste schon vorbei sein. Als die Wand beginnt hole ich noch meine Handschuhe aus dem Rucksack, um die Stahlseile auch gut greifen zu können, wenn der Angstschweiß kommt. Und was kommt – gar nichts. Zwei Stahlketten und etwas gehopse über ein paar Steine etwas nah am Abgrund.  Nichts, was mit dem Madatschjoch vergleichbar wäre.

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Abwärts auf der anderen Seite des Jöchles müssen wir über große Altschneefelder absteigen. Gut, dass wir früh dran sind. Es macht so nur begrenzt Spaß, in ein paar Stunden ist es sicherlich noch viel anstrengender dazu.

Wir schauen auf die Stubaier Alpen und hinunter zur Skiarena Sölden mit ihren Gletschern, auf denen in ein paar Wochen sicherlich die Saison wieder beginnt. Heute müssen wir auf technische Hilfsmittel zurückgreifen, da wir den Rosi-Mittermeier-Tunnel passieren müssen. Zu Fuß darf man nicht durch und über den Gletscher geht für uns nicht. Also 2.50 € pro Nase und schon verlassen wir mit einem der ersten Kleinbusse dieses verbaute Gebiet und zugleich den E5, der über das Timmelsjoch und die Sarntaler Alpen nach Bozen und weiter nach Verona führt. Hätte uns bestimmt besser gefallen, aber mehr Urlaub war nicht da.

Über den Ötztaler Urweg, einem schönen Höhenweg laufen wir auf das Tiroler Bergsteigerdorf Vent zu. Das braucht ungefähr 3,5 Stunden und volle Konzentration, da wir viele Wasserfälle, Geröllfelder und auf dem Weg liegende Steine passieren müssen.

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Es strengt auch die Füße ziemlich an. Die Sonne brennt auch heute ziemlich unerbittlich, so dass wir uns nach mehr als fünf Stunden Gehzeit in Vent ein nettes Plätzchen zum Mittagessen suchen. Wir rasten ausgiebig, haben wir doch 1.300 m Abstieg und geschätzt 12 km in den Beinen. Wir sind so auf Hüttenessen programmiert, dass wir selbst im Restaurant Omlett und Wurstsalat bestellen.

In der größten Hitze brechen wir auf, um die verbleibenden 2,5 Stunden Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte in Angriff zu nehmen. Die 600 hm in der Zeit zu bewältigen bedeutet, ewig lange zu laufen. Gestern haben wir die doppelte Höhe in der gleichen Zeit geschafft. Wir sind uns nicht sicher, was uns lieber ist. Also auf gehts! Wir schauen beim Aufstieg immer auf den Similaun und seinen Gletscher, unser moriges Zwischenziel am Vormittag und irgendwo verläuft auch die Grenze zu Italien. Hinter einer Kurve ist die Hütte plötzlich da und wir grinsen uns geschafft, aber glücklich an.

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Noch einen Tag und wir sind am Ende unserer Reise – leider. Es ist eine so entspannte Art, Urlaub zu machen, Leute kennenzulernen und Eindrücke zu sammeln, dass wir es sicher wieder machen werden. Die körperliche Fitness hat sicher auch nicht gelitten.

Der E5 war ein guter Einstieg, aber jetzt würden wir uns unsere Tour selbst zusammenstellen. Oder vielleicht doch München – Venedig 🙂

Bis morgen zum nächsten Teil, dann aus Italien.

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Ein Gedanke zu „Gletscher, Jöchle und viele Kilometer“

  1. Glückwunsch! Dann habt ihr es ja geschafft.
    Ich freu mich auf die Bilder, die ihr hoffentlich noch mehr gemacht habt.

    schönen „Feierabend“

    André

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