Von 3.000 m auf ca. 300 m in 3 Stunden

Von der Martin-Busch-Hütte nach Vernagt (1.711 m)

Es war ein wein- und bierseliger Abend, gemeinsam mit Sebi und Michi unseren Hütten-Weggefährten, die ich schon als junge Wilde bezeichnet habe. Nach so vielen gemeinsamen Abenden stellt sich doch so etwas wie Vertrautheit ein. Wir werden erstmals von der Wirtin um 22.00 Uhr “hinausgeworfen, da um diese Zeit die Hüttenruhe beginnt. Daher waren wir morgens nicht so gut präpariert, wie gewöhnlich.

Dennoch sind wir um 5.30 Uhr wach und packen unseren ganzen Krempel. Bis zum Frühstück 30 Minuten später, sind wir fertig und die Rucksäcke zum letzten mal gepackt. 45 Minuten später verlassen wir die Hütte. Uns steht der zweistündige Aufstieg zum Niederjoch (3.019 m) und der Similaunhütte bevor. Die Sonne lacht vom beinahe wolkenlosen Himmel, dennoch laufen wir, geschützt durch den Similaun noch im Schatten. Nicht weit von hier ist die Ötzi-Fundstelle. Da wir nicht so stark von archäologischem Interesse beseelt sind, lassen wir den 90-minütigen Umweg aus.

Nach der Hälfte der Zeit erwartet uns der Similaun-Gletscher. Einen Teil des Anstiegs bewältigen wir auf der Seitenmoräne. Am Ende laufen auch wir über das “ewige Eis“ und schaffen es dank feiner Ablagerungen auch ohne Grödel oder Steigeisen, diese Passage zu meistern.

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Die 2 Stunden waren etwas hochgegriffen, da wir schon vor acht Uhr die Similaunhütte am Niederjoch erreichen und jetzt auch in Italien sind. Wir treffen einen Teil unserer Weggefährten, die da oben übernachtet haben und morgens schon den Similaungipfel inkl. Gletscher bestiegen haben. Nach einer kurzen Rast zum Verzehr unserer letzten Vorräte steigen wir mit Blick auf den Vernagt-Stausee in Richtung Schnalstal ab.

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Wir verlieren sehr schnell an Höhe, was unsere Knie nicht gut finden. Da Wochenende ist, kommen u.s viele Wanderer entgegen. Wir brauchen etwas mehr als 2 Stunden, um nach Vernagt zu kommen. Erst sehr steil und steinig, am Ende durch Lärchenwald und Almflächen. Kurz vor 11.00 Uhr erreichen wir den Tiesenhof – Pause machen oder zum Bus laufen?
Wir entscheiden uns für
Letztes und laufen gemeinsam mit einer allein laufenden Frau die verbleibendrn 15 Minuten zur Haltestelle am Stausee Vernagt. Der Bus ist pünktlich und bringt uns in 45 Minuten durch das gesamte Schnastal nach Naturns. Gemeinsam mit einigen E5lern steigen wir in den Zug nach Meran um und gelangen nur wenig später an unser Ziel. In den Bergen war es heiß, aber hier ist es fast unerträglich. Wir laufen zu unserem Hotel und freuen uns auf eine Dusche ohne Duschmarke und Zeitbegrenzung. Den Nachmittag verbringen wir am Pool mit Blick über Meran.

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Den Abend und damit auch diesen wunderbaren Urlaub beschließen wir mit einem exzellenten Essen in den Saxifraga-Stuben am Tappeinerweg, mit Blick über Meran.

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Damit ist dieser wunderbare Urlaub vorbei. Wir tragen die Erinnerungen an viele schöne Begebenheiten, die phantastische Bergwelt und manche Schinderei in uns. Es hat sich für uns gelohnt und wir planen schon die nächste Tour. Hoffentlich nehmen wir viel von der unterwegs benötigten Geduld, Gelassenheit und Ausdauer mit nach Hause.

Danke allen, die uns bei unserer Alpenüberquerung gefolgt sind und uns unterstützt haben. Es hat uns viel Spaß gemacht, unsere täglichen Erlebnisse zu teilen. Das Intetnet ist selbst in den entlegensten Winkeln angekommen, so dass dies alles gut möglich war.

See you soon @ Sidney 🙂

Gletscher, Jöchle und viele Kilometer

Von der Braunschweiger Hütte zur Martin-Busch-Hütte (2.501 m)

Nach Beschreibung des E5-Standardwerks (am roten Buch erkennen wir uns auf Hütten und unterwegs) liegt heute eine lange Etappe vor uns und zugleich die technisch anspruchsvollste, wenn man über das Pitztaler Jöchle geht. Soviel zu Theorie. Praktisch umgesetzt bedeutet dies um 5.15 Uhr aufstehen, damit wir vor den E5-in-fünf-Tagen-Gruppen die 300 m lange, ausgesetzte Wand gequert haben. Nach einem guten Frühstück, dank Materialseilbahn, mit frischem Brot, brechen wir um 6.20 Uhr zu unserer vorletzten Etappe auf.

Vor uns sind nur einige Wanderer und die erste Bergschule hängen wir noch an der Hütte ab. Es geht gleich gut hoch und nach einer Stunde soll das schlimmste schon vorbei sein. Als die Wand beginnt hole ich noch meine Handschuhe aus dem Rucksack, um die Stahlseile auch gut greifen zu können, wenn der Angstschweiß kommt. Und was kommt – gar nichts. Zwei Stahlketten und etwas gehopse über ein paar Steine etwas nah am Abgrund.  Nichts, was mit dem Madatschjoch vergleichbar wäre.

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Abwärts auf der anderen Seite des Jöchles müssen wir über große Altschneefelder absteigen. Gut, dass wir früh dran sind. Es macht so nur begrenzt Spaß, in ein paar Stunden ist es sicherlich noch viel anstrengender dazu.

Wir schauen auf die Stubaier Alpen und hinunter zur Skiarena Sölden mit ihren Gletschern, auf denen in ein paar Wochen sicherlich die Saison wieder beginnt. Heute müssen wir auf technische Hilfsmittel zurückgreifen, da wir den Rosi-Mittermeier-Tunnel passieren müssen. Zu Fuß darf man nicht durch und über den Gletscher geht für uns nicht. Also 2.50 € pro Nase und schon verlassen wir mit einem der ersten Kleinbusse dieses verbaute Gebiet und zugleich den E5, der über das Timmelsjoch und die Sarntaler Alpen nach Bozen und weiter nach Verona führt. Hätte uns bestimmt besser gefallen, aber mehr Urlaub war nicht da.

Über den Ötztaler Urweg, einem schönen Höhenweg laufen wir auf das Tiroler Bergsteigerdorf Vent zu. Das braucht ungefähr 3,5 Stunden und volle Konzentration, da wir viele Wasserfälle, Geröllfelder und auf dem Weg liegende Steine passieren müssen.

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Es strengt auch die Füße ziemlich an. Die Sonne brennt auch heute ziemlich unerbittlich, so dass wir uns nach mehr als fünf Stunden Gehzeit in Vent ein nettes Plätzchen zum Mittagessen suchen. Wir rasten ausgiebig, haben wir doch 1.300 m Abstieg und geschätzt 12 km in den Beinen. Wir sind so auf Hüttenessen programmiert, dass wir selbst im Restaurant Omlett und Wurstsalat bestellen.

In der größten Hitze brechen wir auf, um die verbleibenden 2,5 Stunden Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte in Angriff zu nehmen. Die 600 hm in der Zeit zu bewältigen bedeutet, ewig lange zu laufen. Gestern haben wir die doppelte Höhe in der gleichen Zeit geschafft. Wir sind uns nicht sicher, was uns lieber ist. Also auf gehts! Wir schauen beim Aufstieg immer auf den Similaun und seinen Gletscher, unser moriges Zwischenziel am Vormittag und irgendwo verläuft auch die Grenze zu Italien. Hinter einer Kurve ist die Hütte plötzlich da und wir grinsen uns geschafft, aber glücklich an.

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Noch einen Tag und wir sind am Ende unserer Reise – leider. Es ist eine so entspannte Art, Urlaub zu machen, Leute kennenzulernen und Eindrücke zu sammeln, dass wir es sicher wieder machen werden. Die körperliche Fitness hat sicher auch nicht gelitten.

Der E5 war ein guter Einstieg, aber jetzt würden wir uns unsere Tour selbst zusammenstellen. Oder vielleicht doch München – Venedig 🙂

Bis morgen zum nächsten Teil, dann aus Italien.

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Kräftezehrender Aufstieg am Ende der längsten Etappe

Von der Kaunergrathütte zur Braunschweiger Hütte (2.758 m)

Auf der wunderschön gelegenen Kaunergrathütte hatte wir einen der lustigsten Abende der ganzen Tour. Wir haben die zwei Jungs, bei denen wir Bedenken hatten, dass sie bei Unwetterwarnung zur Verpeilhütte gehen, getroffen. Sie haben auf der Kaunergrathütte einen Ruhetag eingelegt.

Für unsere heutige lange Tour mussten wir sehr früh aufstehen. Da im Lager schon 4.30 Uhr ein Handy klingelte, ist es uns nicht schwer gefallen. Frühstück um 6.00 Uhr und 50 Minuten später waren wir schon unterwegs. Immer talwärts bei noch sehr frischen Temperaturen, begleitet von Murmeltierpfeifen und rauschenden Wasserfällen. Ein dickes Murmeltier haben wir auch gesehen. Der Schnee war über nacht wieder fest geworden, aber der strahlend blaue Himmel zeigte schon, was uns heute wohl erwarten würde.

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Wir laufen auf dem Cottbusser Höhenweg immer Richtung Rifflsee. Dabei queren wir viele Geröllfelder u.d Wasserfälle. Auch heute erwarten uns wieder klettersteigähnliche Passagen, die im Vergleich zu gestern absolut einfach und gut zu meistern sind. Es tut gut, in der frischen Morgenluft zu laufen und anfangs sehen wir niemanden. Hoch über dem Pitztal ziehen wir uns sommertauglich an und beginnen dicke Schichten Sonnencreme nachzulegen. Im dunklen Pitztal scheint gegen 9.00 Uhr noch nicht einmal die Sonne. Das muss im Winter grausam sein. Weiter Richtung Rifflsee kommen immer mehr Tagestouristen, da hier einr Bahn hochfährt. Vorbei mit der Ruhe. Gestört v.a. durch größere schwäbische Gruppen, bei denen einige dabei sind, die an der kleinsten seilversicherten Stelle scheitern und auf dem Rückweg von ihren Heldentaten am Gletscher und auf Altschneefeldern lauhtals erzählen.

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Vom Rifflsee steigen wir nach Mittelberg ab und kehren in einer Alm zu Mittag ein. Die machen Käse selbst und das Essen schmeckt entsprechend lecker. In Mittelberg kommen wir wieder auf den klassischen E5, was man spätestens an den Gruppen, die mit großem Wandergepäck unterwegs sind, merkt.

Jetzt nach fast 5 Stunden Gehzeit kommt die eigentliche Herausforderung: 1.000 hm und 3 Stunden Aufstieg zur Braunschweiger Hütte. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel und wir müssen anfangs ein Stück Fahrweg in Richtung Talschluss hatschen. Da ist die Motivation kurz im Keller. Nach einem Skiwasser gehen wir frisch gestärkt los.

Wir nehmen die Variante „Jägersteig“, die sich übet Gras- und Geröllhänge etwas ausgesetzt nach oben schlängelt. Wir gewinnen schnell an Höhe und es geht uns, wie fast immer bei Anstiegen, schnell wieder gut. Die Hütte kommt ab und zu in unser Blickfeld, aber nicht wirklich näher, obwohl wir schneller als die Zeitangaben auf den Wegweisern und im Buch sind. Dafür haben wir freie Sicht auf den Mittelberger Gletscher, der zu einem Skigebiet gehört, fraglich nur, zu welchem.

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Am Ende gibt es wieder Geröllfelder und zum Schluss begleitet uns Kaiserschmarrnduft navh oben. Heute reicht es; die Füße qualmen. Jetzt nur noch duschen, trinken und essen. Nach 7.30 Stunden Nettogehzeit sind wir mit einfachen Dingen glücklich zu machen. Die Hütte ist voll, da sie neu renoviert ist und kleine Lager hat, ist es dennoch ganz gut.

Wir gönnen uns Apfelstrudel mit Vanillesoße und warten auf unsere jungen Wilden, die wir trotz ihres Ruhetages hinter uns gelassen haben. Um uns herum viele unentspannte E5-in-fünf-Tagen-Renner.

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Abends sitzen wir mit der Kaunergratgruppe zusammen. Da wir alle ziemlich müde sind und morgen mit dem Pitztaler Jöchl eine anstrengende Etappe vor uns haben, geht es ziemlich früh ins Bett.

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Der höchste Punkt der Tour, Gletscher und viel Kletterei

Von der Verpeilhütte zur Kaunergrathütte (2.817 m)

Die Verpeilhütte war mit 12 Personen Belegung fast leer. Nach einem sehr guten Abendessen mit einer kleinen Portion des sehr guten und durch den BR berühmten Kaiserschmarrn, spielen wir noch Karten jnd gehen früh ins Bett. 6.30 Uhr ist aufstehen angesagt; es gibt erst ab 7.00 Uhr Frühstück, welches sehr gut ist. Wir gehen gut gerüstet auf die durchaus anspruchsvolle Tour.

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Der Himmel ist blank geputzt u.d die Sicht ist für Sommer außerordentlich gut. Entlang eines Baches, den wir später queren, geht es durch Zirbenwald stetig aufwärts. Heute sind wir an dem Punkt angekommen….

an dem wir immer weiter laufen könnten. Der Körper hat sich an die Belastung gewöhnt, den Rucksack spüren wir fast nicht mehr und morgens brauchen wir nicht erst eine halbe Stunde,.um uns einzugehen.

Unterwegs legen wir immer wieder Fotostopps ein, da sich geniale Motive bieten. Wir queren ein großes Geröllfeld und treffen in 2.500 m auf eine Herde Schafe, die gerade ihr Bergkräuter-Frühstück einnimmt.

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Es geht weiter stetig bergauf in Richtung aperes Madatschjoch. Wir kommen an einem kleinen Bergsee vorbei, dessen Temperatur wir aufgrund der umliegenden Altschneefelder nicht prüfen. Jetzt sehen wir auch den Madatschferner, einen Gletscher, der früher sicherlich viel größer war und den es sicher in ein paar Jahren nicht mehr geben wird. Wir steigen jetzt, ziemlich anstrengend über Altschneefelder aufwärts. Kurzärmlig bekleidet gibt das ein witziges Bild.

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Über ein sehr matschiges Geröllfeld steigen wir aufwärts zum Einstieg in die seilversicherte Passage hinauf zum Madatschjoch. Wir treffen auf eine Gruppe Schwaben die von der Kaunergrathütte kommen. Die machen uns für den Abstieg auf der anderen Seite nicht viel Mut. Egal, jetzt geht es erst einmal hoch. Wenn wir das nicht schaffen, brauchen wir die Zugspitze im September nicht zu versuchen. Durch den langen Winter sind weite Teile des Steigs und der Sicherungsseile unter Schnee versteckt und damit nicht nutzbar. Zudem müssen wir den Geröll-Schneehang einmal queren, was bei der Feuchtigkeit und dem losen Geröll nicht ganz ohne ist. Die letzten Höhenmeter zum Joch geht es wieder seilversichert nach oben. Wir erreichen genau um 12.00 am 31. Juli 2013 den mit 3.030 m höchsten Punkt der Tour. So hoch oben waren wir ohne technische Hilfsmittel noch nie. Ein wunderbares Gefühl.

Jetzt müssen wir auf der anderen Seite wieder runter – Seile, Leitern, Sprossrn und unsere eigen Muskelkraft helfen uns, sicher nach unten zu gelangen. Es gibt ein, zwei Schlüsselstellen, in Summe ist der Abstieg vom Madatschjoch für uns einfacher als der Aufstieg.

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Wir queren noch ein paar Schneefelder und werden schon um ein Uhr an der Kaunergrathütte sein. Wir sind noch nicht müde und haben so richtig Adrenalin im Blut, so dass Christoph vorschlägt noch einen Teil der morgigen Tour zu gehen und in der Riffelseehütte zu übernachten. Da wir aber in der reservierten Kaunergrathütte Stornogebühren zahlen müssten, bleiben wir hier. So haben wir wieder einen langen Nachmittag, den wir, die Sonne genießend, lesend, in Hängematten liegend genießen. Blick zum Gletscher und zur Watzespitze und auf die Berge, die wir morgen erklimmen werden.

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