Die 3. Etappe und wieder ein Regentag
Nach einem netten Abend im Gasthaus Post in Vorderriß, bei dem wir auch die Variante, nach Hinterriß mit dem Bus zu fahren, werde ich heute Morgen von der Sonne geweckt. Auch wenn das erste Stück wirklich ein Talhatscher ist, möchte ich bei diesem Wetter lieber laufen. Die Jungs bevorzugen die Busvariante und fahren erst 10.42 Uhr los. Da hoffe ich, schon fast in Hinterriß zu sein.
Nach einem guten Frühstück starte ich zum ersten Teil der heutigen Etappe, 12 km am Rißbach entlang. Die müden Knochen werden langsam wieder munter und 2 Stunden später bin ich am Karwendel-Informationszentrum in Hinterriß.

Noch schnell eine Karwendelkarte gekauft und schon regnet es endlich. Also kommt die gut verpackte Regenjacke wieder aus dem Rucksack. Auf einem schönen Steig geht es leicht bergauf ins Johannistal in Richtung des kleinen Ahornbodens. Ziemlich plötzlich wird der Regen richtig stark und es fängt an zu graupeln. So schnell kann ich die Regenhose gar nicht aus dem Rucksack zaubern. Ich werde richtig nass. Dann fängt es zu allem Elend auch noch zu gewittern an. Heute ist alles dabei und die Stimmung am Gefrierpunkt. Fast die Hälfte der Strecke liegt noch vor mir und nahezu 700 hm sind auch noch zu bewältigen. Irgendwann wird es gemäßigter Regen und es geht auch wieder zügiger vorwärts. Aber vom Ahornboden noch keine Spur. Ich treffe vier Landsleute aus Sachsen, die auch zum Karwendelhaus wollen. Kurzer Plausch und weiter geht es. Nach gefühlten 100 Biegungen sehe ich endlich kleine Ahornbäume. Noch ein kleines Stück und endlich ist er da:

Die Sonne scheint wieder und ich habe mir nach 5 Stunden strammen Fußmarschs eine Pause redlich verdient. Alles zum Trocknen ausgebreitet, dauert es keine 10 Minuten und es zieht wieder zu. Es kommen zwei Wanderer aus NRW vorbei. Die sind den Adler gelaufen und haben heute die vorletzte Etappe. Ich packe meinen Krempel und ziehe die Regenjacke gleich an. Sehr weiße Entscheidung, da es wenig später wieder regnet. Es wird immer mehr, so dass die Hose auch wieder raus darf.
Ich laufe mal vor, mal hinter den beiden vom Adlerweg und so erreichen wir über schöne Almwiesen zügig die höchste Stelle des heutigen Tages. Noch kurz bergab und plötzlich ist das Karwendelhaus da. Es gibt zum Glück einen guten Trockenraum, genügend Steckdosen, ein schönes Zimmer für mich. Da ich sehr früh da bin, kann ich in Ruhe duschen und sitze jetzt bei einem riesigen Stück Käsekuchen in der Hüttenstube.
Ich muss noch klären, ob man das für morgen anstehende Schlauchkar begehen kann. Wenn ja, bleibe ich auf der geplanten Route und komme mit der Birkkarspitze auf den mit ca. 2.700 m höchsten Berg des Karwendels. Liegt noch zu viel Schnee, steige ich nach Scharnitz ab und fahre von dort entweder mit dem Taxi zur Kasten und laufe von dort zum geplanten Etappenort Hallerangeralm oder mit dem Zug nach Hall, um dort zu übernachten. Hängt von der Wettervorhersage ab.
Was bleibt von heute: Man wird sehr demütig und freut sich über jede trockene Minute. Man ist stolz auf sich, wenn man sich an den Haaren selbst wieder aufrichtet, wenn man denkt, es geht nicht mehr. Und man trainiert die eigene Flexibilität, da das Wetter und der Berg mächtiger sind als man selbst.