Karwendeltour auf den Schafreuter (2.102 m)
Heute sind wir ganz früh unterwegs und das ist eine gute Voraussetzung, eine Runde im Karwendel zu drehen. Die Schlängelei von Lenggries über den Sylvensteinspeicher nach Vorderriss dauert ja seine Zeit. Für heute perfekt, noch ist fast keiner unterwegs. Wir entscheiden uns auch erst unterwegs für unser letztendliches Tourenziel, da es hier einfach unendlich viele Möglichkeiten gibt.
20 Minuten vor 9.00 Uhr geht es Nähe der Oswaldhütte (884 m), ca. 3 km hinter Vorderriss los. Der Himmel ist bewölkt, also dunkel bewölkt. Egal, es ist Sonne und Hitze vorhergesagt. Auf einem breiten Forstweg steigen wir Kehre um Kehre relativ steil bergan. Bald meldet sich der Hunger und wir haben ein schnelles Frühstück im Stehen. Das ist besser, als morgens um 6.00 Uhr zu essen. Jetzt geht es leichter, wobei heute leichter nicht zwingend leicht bedeutet. Wir waren gestern Abend kurzerhand noch 10 km joggen und die stecken uns doch etwas in den Knochen. Das bedeutet heute, dass wir bis zu unserem ersten Etappenpunkt, der Moosenalm, auch die angeschriebene Gehzeit brauchen, wobei die immer noch eine Stunde kürzer ist, als im Wanderführer. Die Moosenalm ist eine wunderschön gelegene Hochalm, mit vielen jungen Kühen und Pferden, die ein riesiges Areal für sich haben.
Zwischendurch durften wir auch unser Regenequipment testen. Zum Glück nur kurz und ohne Gewitter. Aber heute sind wir ja für jede Pause dankbar.
Nach der Moosenalm kommen wir auch aus dem Wald heraus und beginnen durch Latschen zu wandern. An einer Weggabelung können wir die etwas weniger anstrengende Route zur Tölzer Hütte wählen, was in Anbetracht unserer müden Knochen wirklich eine Option gewesen wäre. Aber nein, wir nehmen den Gipfel des Schafreuter ins Visier. Langsam bekommen wir erste Ausblicke, die heute wirklich ganz klar sind. Die Luft ist rein gewaschen. Wir allerdings müssen unsere Augen auf dem Weg halten. Es ist total glitschig, durch die Regentage in der letzten Woche. Jeder Schritt muss mit Bedacht gesetzt werden, vor allem, wenn es links oder rechts oder auf beiden Seiten ziemlich steil abfällt. Die Motivation ist im Keller. Warum musste es unbedingt der Gipfel sein? Der Verstand meint, dass es perfektes Training für den Pfunderer Höhenweg ist. Der Bauch hingegen hält es für eine absolut unnötige Ausweitung der Tour.
Was treibt uns an? Das hier:
Die Aussicht, die mit jedem Schritt grandioser wird. Der Gipfel, der zum Greifen nah ist. Wir sehen Sylvensteinspeicher, Tegernsee, Walchensee, Ammer- und Starnberger See im Norden. Und im Süden und Osten tut sich das komplette Karwendel auf. Die Laliderer Wände ebenso wie Birkkarspitze und zum Schluss auch das Wettersteingebirge. Die letzten Schritte zum Gipfel fallen plötzlich ganz leicht. Das Panorama heute zählt mit zu den schönsten bisher. Überwältigt geben wir uns am Gipfel unserer Brotzeit hin und genießen – Essen und Aussicht. Mit leichter Kletterei geht es steil bergab zur Tölzer Hütte. Der Weg ist trocken und gut zu gehen. Einen kurzen Einkehrschwung können wir uns nicht verkneifen. Wenige Minuten später geht es endgültig wieder zurück. Um im Tal nicht 4km auf der Straße zum Auto laufen zu müssen, entscheiden wir uns, über die Moosenalm zurück zu laufen. Wir queren den Schafreuter quasi unterhalb auf einem schönen Steig. Dabei dürfen wir auch noch einmal bergauf gehen, was wenig Spaß macht.
Die Sonne brennt inzwischen unerbittlich und wir sind froh, dass sie beim Aufstieg noch nicht da war. Ab der Moosenalm geht es auf dem bekannten Forstweg wieder bergab. So langsam wollen die Beine nicht mehr. Nach einer gefühlten Ewigkeit hören wir den Verkehr und den Rissbach, was auf das Ziel hindeutet. Wie sind froh, als unser Auto in den Blick rutscht. Es war wunderschön und sehr anstrengend. Manches war nur mit ganz viel Willen zu schaffen. Ohne die 10 km am Vorabend wäre es eine rundum perfekte Tour gewesen. Karwendel – wir kommen wieder. In vier Wochen ist Karwendelmarsch…
https://www.komoot.de/tour/t20369480?ref=atd
13,2 km/ 5 h/ ca. 1.300 hm
Nach Rother Wanderführer ‚Karwendel‘.