Meditieren am Schlern

In 15.000 Schritten von Völser Weiher (1.056 m) auf den Schlern (2.563 m)

Weckerklingeln im Urlaub ist für mich sehr ungewöhnlich, wenn jedoch im Herbst eine 8h-Tour ansteht, hilft alles Jammern nix. Übrigens: Der Wecker klingelt 😉

Wir wollen heute endlich auf den Schlern. Jahrelang haben wir ihn wahlweise von der Brennerautobahn kurz erblickt oder mit seiner typischen Form von Ferne bestaunt.

Heute ist es soweit und wir wählen den wohl schönsten, aber auch anstrengendsten Anstieg  (und damit auch Abstieg) aus. Von St. Christina fahren wir über Kastelruth nach Völs bzw. Völser Weiher. Der Parkplatz ist 8.30 Uhr noch ziemlich leer.

Schlernmassiv – da soll es hoch gehen…

Der Start ist genau nach meinem Geschmack – erst einmal sanft ansteigend auf Waldwegen zum warm und wach werden. Ich Frage mich, ob wir den Spaß hier durchstehen. Es ist fast wie Zugspitze, nur fährt hier keine Seilbahn runter. Egal, umkehren geht immer und wir sind auch nicht völlig untrainiert. Nach 30 Minuten erreichen wir die Tuffalm, den ersten Wegpunkt und wir liegen gut in der Zeit. Von hier aus laufen wir etwas mehr als eine Stunde auf wirklich schönen Waldwegen und -steigen, ehe der Schäufelesteig abzweigt. Wir können immer wieder Bozen sehen und am Horizont den schneebedeckten Ortler und den Alpenhauptkamm.

Blick über das Eisacktal Richtung Bozen

Der Schäufelesteig (ich muss da immer an den Braten denken…) ist als ziemlich steil beschrieben und es stimmt. Die nächsten 700 hm geht es einfach nur stufenartig in Miniserpentinen nach oben. Knapp drei Stunden soll es bis zu den Schlernhäusern dauern. Also Bergmodus an und tapp, tapp, tapp, einen Schritt nach dem nächsten gleichmäßig nach oben. Es ist wie meditieren. Zum quatschen reicht der Atem einfach nicht aus. So kann man bei dem gleichmäßigen Gehen die Gedanken fließen lassen – sozusagen meditieren.  Etwas Abwechslung brauchen die meinen schon, also setze ich mir ein paar „Wegpunkte“. Ich schätze, dass wir bei ungefähr 2.000 m den ersten Blick auf den Rosengarten erhaschen können. Und es stimmt – plötzlich tut sich eine Lücke auf und die ersten Zacken sind zu erspähen. Langsam wird klar, warum dies der schönste Anstieg sein soll. Mit jedem Schritt gibt es mehr Rosengarten und bald ist auch das Latemar zu sehen. Das entschädigt für die Anstrengung.

Rosengarten mit Vajolettürmen

Bald frage ich mich, was wir in den angeschriebenen drei Stunden nach oben so alles machen sollen. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir bereits die ersten Almwiesen und damit schon die Hochfläche vom Schlern. Die Beine danken, dass es nur leicht ansteigend weiter geht. Wir spazieren hier oben entlang und genießen den jede Minute weiter werdenden Rundblick. Bald rutschen auch die Schlernhäuser ins Bild und wir freuen uns auf die Einkehr. Es ist durchaus einiges los hier oben, aber es gibt ja auch unzählige Möglichkeiten hier hoch zu kommen. Allen gemeinsam ist, dass jeder mindesten 700 hm zu Fuß überwinden muss. Es gibt ja keinen direkten Seilbahnanschluss.

Schlernhäuser

Für uns gibt es richtig gute Speckknödel mit Salat und Kaiserschmarrn – brav geteilt, wir müssen ja wieder runter. Es ist gemütlich in der „Hütte“, die der Berliner Hütte in Punkto Großzügigkeit und Baustil nur ein ganz klein wenig nachsteht. Das Essen aber ist besser…für meinen Geschmack…
Schlag ein Uhr treten wir über die Sesselschwaige und den Knüppelweg den Rückweg an. Die Wege sind wunderbar zu gehen, auch wenn es bergab lange nicht soviel Spaß macht, wie bergauf. Der Abstieg führt nach der Sesselschwaige durch eine kleine Klamm. Die Spuren zeugen davon, dass hier auch die Kühe hoch- und wieder heruntergetrieben werden. Das dürfte für Mensch und Tier ziemlich anstrengend sein.

Nach einer starken Stunde treffen wir wieder auf unseren Anstiegsweg und rollen in den nächsten 60 Minuten die verbliebenen 600 hm zum Völser Weiher zurück. Viel früher als erwartet sind wir am Parkplatz und beenden nach „nur“ 5 Stunden 30 Minuten die für 8 Stunden geplante Tour. Da bleibt trotz 45 Minuten Fahrzeit zurück noch Zeit für einen Cappuccino oder/und Spritz in der Sonne vor unserer Wohnung 🙂

Ein rundum gelungener Tag, der uns endlich auf den Symbolberg Südtirols geführt hat.

Tour nach: „Wanderklassiker in den Dolomiten“ v. Eugen Hüsler – 1.500 hm, 18 km, 5h 30 min.

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