Bei Föhnsturm von Neuschwanstein auf den Säuling (2.048 m)
Für Mitte Oktober sind 20 Grad und Sonne angesagt. Da muss ein Berg her, idealerweise mit erreichbarem Gipfel. Davon hatten wir dieses Jahr nicht so viele. Eine schöne aber anstrengende Tour – gerade zum Saisonende – ist der Säuling. Man sollte früh los, da man an Neuschwanstein und damit an vielen Menschen vorbei muss. Das bedeutet, dass man sich früh aus dem Bett ‚hoch’quälen muss.
Dafür wird man mit relativer Ruhe belohnt und mit einem komfortablen Parkplatz. Dass wir vom Parkplatzwächter mit Namen angesprochen werden, ist nur noch einen kleinen Schritt entfernt. Schon oft geschrieben, ich mag es nicht, wenn es gleich bergauf geht. Hier weiß ich allerdings, was auf mich zukommt. Hinauf zum Schloß ist unser Ziel, schneller als die Pferdekutsche zu sein. Es gelingt. Was nicht gelingt, ist einen Cappuccino am Kiosk gleich unterhalb des Schlosses zu ergattern. Chinesisches schlangestehen ist nicht mit dem unsrigen zu vergleichen und um das System zu durchsteigen, fehlt mir die Geduld. Unser Croissant schmeckt auch ohne Begleitung. Weiter geht es ohne Jacke, Weste und Mütze – es ist unglaublich warm und die Bewegung tut das Übrige.
Eine ganze Zeit gehen wir mit wenig Ausblick auf einem Forstweg relativ unanstrengend bergan. Es bleibt viel Luft zum Quatschen übrig. Als der Weg zum Pfad wird, ist etwas mehr Konzentration gefragt, aber die Höhenmeter merken wir gar nicht richtig. Kurz vor der Stelle, an der der Rückweg auf den Anstiegsweg trifft, bricht beim Lieblingsmann der Sommer aus. Die Hosenbeine müssen ab und die Sonnenbrille kommt zum Einsatz. Allerdings nur zwei Minuten. Nach meiner Frage, was auf der Nordseite ohne Sonne der Nutzen der Sonnenbrille ist, wandert sie wieder zurück in den Rucksack.
Jetzt wird der Weg etwas anspruchsvoller und steiler, so dass die jetzt endlich gewährten Ausblicke gern für Atempausen genutzt werden. Man muss halt hoch, wenn man von oben herunter schauen will.

Den jetzt vor uns liegenden Teil hatte wohl der Schleier der Nostalgie bedeckt. Es wird anstrengend und der Wind wird immer stärker. Wir kraxeln mit Händen und Füßen, mal mit Seilen und mal ohne, Meter für Meter aufwärts. Unterwegs will der Lieblingsmann den Gipfel aus Zeitgründen scvon abmelden. Mit einer 180 Grad Drehung ist das jedoch ganz schnell vom Tisch. Das Gipfelkreuz des Säuling ist zum Greifen nah. Es sind schon noch 30 Minuten, aber alles machbar. Da wir unterwegs eine kurze Pause hatten, gehe ich das erste Mal ohne kurz vor der Unterzuckerung zu sein, die letzten 100 hm über Geröll bzw. kraxelnd zum Gipfel hinauf. Der Wind ist sicher inzwischen zum Sturm herangewachsen und er rüttelt kräftig an uns. Kein Vergnügen hier oben. Aber der Blick ist unglaublich und die Berge sehen aus, wie gemeißelt. Die Unschärfe kommt auf den Fotos nur vom Sturm, der am Handy gerüttelt hat.
Wir halten es nicht lange aus und treten den Rückweg an. Die ersten 300 hm klettern wir seilversichert in Richtung Säulinghaus hinab. Man kann es immer sehen und das Essen förmlich riechen, aber es dauert etwas und erfordert auch konzentriertes klettern/gehen. Aber es macht mir immer richtig viel Spaß. Eine kurze Einkehr gönnen wir uns am Säulinghaus. Ich kann meinen Süßzahn mit Topfenstrudel befriedigen. Nachteilig ist lediglich das Sitzen; danach fällt es so schwer wieder aufzustehen und weiterzugehen.
Über Blockwerk und Geröll geht es um den Pilgerschrofen herum. Es ist ein Weg durch ddie Mondlandschaft. Alle Bäume um uns herum sind entwurzelt. Hier muss ein ordentlicher Sturm gewütet haben. Der Weg ist dennoch gut präpariert und ausgezeichnet. Danke den Wegmachern….
An unserer Steinbockstelle sind heute leider keine in Sicht. Schade….
Von hier aus sind wir in einer starken Stunde wieder in Hohenschwangau. Wie heute Morgen sind auch jetzt nicht soviele Menschen unterwegs. Sehr entspannt aber auch froh, wieder unten zu sein, kommen wir am Parkplatz an. Wie immer eine schöne Tour.
Gehzeit: 5 Stunden 30 Minuten, Höhenmeter: 1.300 hm und 17 km