Vom Riedbergpass zum Piesenkopf (1.630 m)
Wir brauchen etwas anspruchsloses mit wenig Höhenmetern, wollen jedoch nicht zum hundertsten Mal um den Grüntensee. Also mal auf in die Hörnergruppe, dort waren wir bislang nur einmal mit Schneeschuhen unterwegs. Wir fahren über den Riedbergpass hinweg und parken einige Kilometer talwärts auf dem Parkplatz Scheuenalpe (1.100 m).
Wenn alle Autofahrer parken gelernt hätten, würden noch einige Autos mehr auf regulären Plätzen stehen können. Da dies nicht so ist, quetschen wir uns vor eine Brücke auf die Wiese. Mit Informationen zu den hier lebenden Pflanzen und Tieren (Auerhühner!) starten wir in eine Art Talschluss hinein. Die Scheuenalpe lassen wir links liegen. Langsam geht es bergauf und wir laufen über Wiesen voller Minze. Also machen wir erst einmal eine Pflückpause. Der Sammelbeutel ist voll und wir marschieren weiter, jetzt steiler bergan auf einem schönen Pfad. Bald jedoch wird der Untergrund ziemlich nass und matschig. Verständlich, da es letzte Woche während der Eisheiligen ordentlich geregnet hat. Nach ungefähr einer Stunde erreichen wir eine Hochfläche, die wir queren müssen. Man sieht quasi schon die Herausforderung
Es stellt sich im Zeitverlauf als eine Art Moor heraus und wir suchen uns einen möglichst trockenen Pfad. Das gelingt mehr schlecht als Recht. Kurz vor dem Abzweig zum Piesenkopf wird aus braun-grünem Moor wieder ein Weg. Hier machen wir Rast und ich gönne mir – auf perfekten Pfaden – noch die 170 hm Aufstieg zum Piesenkopf. Belohnt werde ich mit schönen Ausblicken zur Hörnergruppe, zum Hohen Ifen und dem Gottesacker sowie hinab zum Ort unserer aktuellen Lieblingsloipe.Blick zum hohen Ifen mit Gottesackerplateau
Ich bleibe nicht lang, da ich weiß, wie sich die Zeit ziehen kann, wenn man warten muss. An der Abzweigung angekommen wandern wir weiter auf dem Plateau, jetzt ganz angenehm auf einem passablen Weg, das ändert sich jedoch kurz nach der Papstalpe. Wenn ich den ersten Teil als Moor bezeichnet habe, fehlen mir hier nach wenigen hundert Metern die Worte. Es ist ein springen von Wollgrasbüschel zu Wollgrasbüschel.
Die ausgelegten Gehbretter sind leider nicht zu erreichen, ohne vorher zu versinken, zumindest mal mehr als knöcheltief. Im Wanderführer steht etwas von „durch Kuhtritte stellenweise sumpfige Alpwiesen“. Für mich ist neu, dass gut und gern ein Viertel der Wegstrecke noch als stellenweise gilt. Ich bleibe zwei Mal ordentlich stecken. Die Schuhe sind nass und schlammig, die Laune nur wenig über dem Gefrierpunkt.
Irgendwann ist ja auch der schlimmste Alptraum vorbei und dieser findet auch plötzlich ein Ende – zumindest vorerst. Wir kommen auf ein Sträßchen und laufen bergab zur Dinigörgenalpe. Noch gibt es keine aktive Bewirtung, jedoch kalte Getränke am Brunnen, die bei den vielen Radfahrern gut ankommen. Wir laufen weiter, da wir noch einige Kilometer haben und Kuchen essen wollen. Dafür brauchen wir jedoch einen geöffneten Bäcker o.ä.
Kurzer Stopp um die letzte warme Schicht im Rucksack zu verstauen, die Sonne spielt jetzt nach den Eisheiligen mal alles aus. Der Weg geht wellig und sehr angenehm ins Tal hinab. Kurze Pause und … wo ist meine Sonnenbrille? Weg und nach dem Durchsuchen von allem, was wir bei uns haben – immer noch weg. Die war noch keine zwei Wochen alt… Nach kurzer Diskussion geht es, mit ordentlich Wut im Bauch im Stechschritt wieder zur Dinigörgenalpe. Sie muss beim Verstauen der Sachen irgendwie heruntergefallen sein. Die Blicke immer links und rechts am Boden. Nach 12 km noch einmal bergauf macht wenig Spaß und inzwischen gesellt sich auch noch Hunger dazu. Wir finden sie nicht, auch in der Hütte wurde keine abgegeben. Na ja, jetzt hockt meine niegelnagelneue Brille halt auf einer anderen Nase.
Traurig geht es die verbleibenden Kilometer zum Parkplatz – vorbei an der malerisch liegenden Scheuenalpe.
Nach mehr als 16 km (normal 13 km), 691 hm + zusätzliche durch die Sucherei und 4 h 30 Minuten steht mein Fazit: Einmal und nie wieder. Eine der ganz wenigen Touren, die ich nicht ein zweites Mal gehen mag.
Zum Glück hat ein Cafè in Fischen den Straßenverkauf offen und wir ergattern noch Kuchen und zwar richtig guten hausgemachten… meine/unsere Rettung.