Von Hinterstein (883 m) auf den Breitenberg (1.893 m)
In diesem Sommer ist es bislang eine Seltenheit, dass alles passt – das Wetter ist perfekt, es gibt keine anderen Verpflichtungen und die körperlichen Gesamtzustände lassen eine ordentliche Bertour zu. Das meint, es dürfen 1.000 hm hoch und wieder runter sein.
Auf unseren Tagestouren haben wir der Ecke um Bad Hindelang bisher wenig Beachtung geschenkt, obwohl es fast vor unserer zweiten Haustür liegt. Unser heutiges Ziel liegt so richtig prominent im Bild von Oberjoch kommend und war nur wenige Wochen auf meiner Liste. Das passiert meinen Bergzielen nicht so oft, dass sie so schnell umgesetzt werden – die Liste ist lang.
Wir fahren über Bad Hindelang ins Ostrachtal hinein und parken in Hinterstein am großen Parkpkatz ‚Säge‘. Wir queren die Straße und die Ostrach und steigen dann über den Jägersteig durch ganz lichten Wald ganz angenehm bergan. Wir schauen immer wieder über bunte Sommerwiesen mit Kühen hinweg zum Imberger Horn, dem Hausberg von Bad Hindelang. Es ist schön, endlich mal wieder bei Sonnenschein und blauem Himmel unterwegs zu sein. Die Walderdbeeren am Wegesrand verlangsamen und versüßen den ersten Teil des Anstiegs.Blick hinauf zur Rotspitze
Ich habe keine Ahnung, ob es im steiler werdenden Gelände keine mehr gibt oder ob ich keinen Blick mehr dafür habe. Immer mit Blick auf die Rotspitze, ein weiteres lohnendes Ziel, geht es jetzt steil hinauf zum Häbelesgrund, eine kleine Hochfläche, umrahmt von Rotspitze und Breitenberg. Hier zweigt der Weg zur Rotspitze ab, den man mit einem sicher sehr schönen Weg über den Grat hinüber zum Breitenberg zu einer sehr ausgedehnten Rundtour ausbauen kann.
Wir orientieren uns mehr links und laufen bald in stetigem Zickzack über schmale, steinige Pfade bergan. Ich entdecke etwas graubraunes inmitten der Steine und bin nach einigem Schauen und Überlegen fest davon überzeugt, dass es ein Steinbockweibchen ist. Wir laufen ganz leise weiter auf sie zu. Ich beginne zu zweifeln, ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege. Sie flieht nicht und frisst meist seelenruhig – deutet auch auf Steinbock hin. Als wir jedoch das Hinterteil zu sehen bekommen, ist schnell klar, dass es eine Gämse ist. Egal – es ist immer wieder faszinierend diese Bergtiere doch relativ nah und gut beobachten zu können.
Inzwischen ist das Wetter jedoch nicht mehr das von heute Morgen. Dicke Wolken schieben sich über die Rotspitze heran und es wird frisch. Wir sind ja auch fast oben und hätten mal Aussicht haben können…
Ein bisschen schauen können wir doch und für eine kleine Gipfelrast reicht die Temperatur auch. Es sind doch recht viele Wanderer hier oben und es kommen noch ganze Scharen, die wir auf unserem Abstieg sehen. Wir haben jetzt noch das längere, jedoch flachere Wegstück vor uns. Das beginnt jedoch erst einmal ziemlich steil und mit nachlassender Steilheit kämpfen wir jetzt mit immer matschigerem Boden. Regen gab es wahrlich genug. Wir kommen zu einer ersten Alpe und wander inmitten von Kühen einmal quer über die große Weidefläche hier.So langsam verlieren wir die Scheu, nicht aber den Respekt. Sie sind aber auch wirklich schön…
Durch Matsch kämpfen wir uns zur nächsten Alpe vor und von dort geht es über Wiesen und dann auf einem Kiesweg bergab. Die Sonne kommt wieder und plötzlich ist es richtig heiß. Da kommen die Erdbeeren, die plötzlich wieder da sind. sehr gelegen. Der Ostrach entlang laufen wir im Tal angekommen noch ein ziemlich langes Stück entlang. Dabei laufen wir an Hinterstein entlang und passieren ein Kutschenmuseum. Dort findet man sicher alles Mögliche, Kutsche habe ich allerdings keine gesehen.
Am Ende dieses dich etwas länglichen Hatsches kreuzen wir auf unseren Startweg ein und sind dann schnell am Parkplatz. Jetzt ein Eis!
Auch wenn das Wetter nicht so perfekt war, wie gehofft – es war eine herrliche Tour, mit allem, was es braucht: Schöne Wege und Steige, ein freistehender Aussichtsgipfel und ständig wechselnde Szenerie verbunden mit etwas Anstrengung beim Aufstieg.
16 km, 4 h 15 min (netto), 1.090 hm