Wandern auf vertrauten Pfaden II – nicht immer, aber immer wieder

Von der Leiteralm zu den Spronser Seen

Wir sind einfach gerne da oben an den Spronser Seen – es ist anstrengend, da hinzukommen, es ist meist sehr still und verwunschen dort und es ist eine der wenigen Touren, wo es nach dem Auf nicht gleich ein Ab gibt, sondern eine Art Hochebene, über die man entlang schlendern kann.

Von der Haustür laufen wir in wenigen Minuten zum Sessellift nach Vellau. Berg- und Talfahrt ist schnell gelöst und schon schweben wir nach oben. Dort steigen wir in den putzigen Korblift um und haben, stehend wie Ziegen oder Schafe in der Gitterbox, riesigen Spaß. Mit 30 Minuten Verspätung gegenüber unserem geplanten Start geht es um 9.30 Uhr an der Leiteralm (1.550 m) los. Das Wetter ist traumhaft – strahlend blauer Himmel und beste Sicht. Die schlimmsten Minuten der ganzen Tour – zumindest bislang – kommen gleich jetzt. Es geht zackig hoch, bis zu dem Abzweig, an dem wir heute Nachmittag wieder ankommen werden. Danach geht es meist leicht ansteigend zum Hochganghaus (1.839 m). Man könnte hier schon mal gut eine Pause einlegen – schöne Hütte, sonniges Plateau – aber nach einer Stunde deutlich zu früh. Wir sollten mal wieder eine Tour mit dem Hochganghaus als Ziel planen oder doch den Meraner Höhenweg gehen.

Für uns geht es jetzt in Richtung Hochgangscharte, zunächst in unendlich vielen Stufen nach oben und dann weiter in großen und kleinen Serpentinen. Ab ungefähr 2.000 m ist Schnee unser Begleiter. Erst wenig und dann doch immer mehr. Er ist ganz neu und hat guten Grip, so dass wir recht gut vorankommen. Einzig Schauen und Laufen in einem geht nicht. Es ist nicht immer ganz klar, wo der Weg aufhört und der Abgrund beginnt. Also ist konzentriertes Gehen angesagt. Irgendwann fühle ich mich beobachtet und ich lasse mal meinen Blick schweifen. Ganz berauscht entdecke ich – perfekt getarnt – zwei Steinbockweibchen kauend auf Felsvorsprüngen liegend. Ziemlich nah im Vergleich zu meinen bisherigen Beobachtungen.

Ich bin echt glücklich, sie entdeckt zu haben und möchte am liebsten erst einmal hier bleiben. Aber auf einem schmalen schneebedeckten Steig ist das auch nicht so ganz gemütlich. Also geht es weiter – meist schön am Seil entlang – nach oben. Nach stark 90 Minuten vom Hochganghaus erreichen wir die Hochgangscharte auf 2.441 m und sehen das:

Es sieht traumhaft aus, dennoch bleibt: Den Schnee haben wir etwas unterschätzt. Hier liegen gut und gern 30 cm auf dem Weg, der zum Glück ‚gespurt‘ ist. Im Stehen machen wir eine kurze Pause und entscheiden, wie wir weitermachen. Direkt runter auf dem Anstiegsweg ist zwar praktisch, da wir genau wissen, was uns erwartet. Ich mag es aber nicht. Es bleibt daher nur weitergehen und erst am Oberkaser zu entscheiden, wie wir dann absteigen.

Es ist wirklich eine traumhafte Landschaft und für eine Schneeschuhtour wären es die perfekten Bedingungen – im Winter müssen wir solche Momente suchen. Nur leider haben wir sie nicht dabei.

Daher kämpfen wir uns, den Spuren folgend an den Seen entlang. Es ist unglaublich warm hier oben und unglaublich anstrengend über die schneebedeckten Gesteinsbrocken und Wasserläufe zu balancieren. Fast zwei Stunden brauchen wir zum Queren der Ebene – nicht ohne immer mal wieder aufzusteigen – und zum Abstieg hinunter zum Oberkaser. Das läuft normalerweise in unter 90 Minuten. Je näher wir der Hütte kommen, umso sulziger wird der Schnee und umso anstrengender das Gehen. Aber die Hütte (2.131 m) lockt mit einer herrlichen Sonnenterrasse und Omlett bzw. Kaiserschmarrn.

Nach dem Studium der Wanderkarte an der Hütte und den Wegweisern wenige Meter entfernt, sowie angesichts der Schneesituation hinauf zur Taufenscharte, entscheiden wir uns für einen sehr langen Abstieg. Wir mögen einfach nicht mehr 200 hm auf und mindestens auch ab im Schnee laufen. Also geht es jetzt nach bereits 400 m Abstieg nochmals 1.300 m abwärts. Es war schon seit langem der Wunsch vom Lieblingsmann und so hängen wir den Abstieg übers Longfalltal einfach mal dran.

Es ist ein wirklich schön angelegter Weg und nach 200 hm gibt es keine Spur mehr von Schnee. Nach knapp 50 Minuten erreichen wir die Bockhütte, so dass es nunmehr noch 1 Stunde und 40 Minuten zum Tiroler Kreuz sind. Wir laufen gewöhnlich bergab nicht wirklich viel heraus, so dass wir wahrscheinlich 17.00 Uhr in Dorf Tirol sein werden.

So langsam werden wir echt laufmüde und sind so froh, dass nach dem Longfallhof ein breiter nur mäßig absteigender Forstweg für die letzten Kilometer auf uns wartet. Am Tiroler Kreuz gibt es eine Bushaltestelle und zu unserem Glück kommt der Bus nach nur kurzer Wartezeit. Wir fahren mit zwei Umstiegen zu unserem Domizil zurück – perfekt abgestimmt und ohne lange Wartezeiten. Die Tickets für die Talfahrten verbuchen wir unter Lehrgeld.

Zur Belohnung nach 20 km, 7,5 Stunden, ca. 1.100 m Aufstieg und 1.700 m Abstieg gibt es ein wunderbares Abendessen im „Leiter am Waal“.

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