Vom Gampenpass (1.518 m) auf die Schönegg (1.773)
Heute wäre der ideale Tag für meine Lieblingstour zu den Spronser Seen. Das leht jedoch mein Körper mit deutlichen Signalen ab. Ich habe von gestern müde Beine, was ja noch geht, und wirklich fiesen Muskelkater in den Waden. Da kann das Wetter noch so perfekt sein, das geht definitiv nicht. Es muss also ein Alternativprogramm her und mit halben Auge habe ich auf http://www.sentres.com eine Tour am Gampenpass wahrgenommen. Die recherchiere ich mal schnell etwas genauer. Eher ein Spaziergang als eine wirkliche Bergtour – das geht für uns beide und die Entscheidung ist schnell getroffen.
Wir waren schon ewig nicht mehr hier oben, da es doch mit etwas Anfahrt verbunden ist. So kommt es, dass wir erst gegen 11.20 Uhr direkt oben am Pass einen der letzten Parkplätze ergattern und starten. Leider geht es gleich zu Beginn etwas steiler bergan, so dass ich leise vor mich hin jammere. Es zwickt ordentlich in den Waden und 100 hm können sich wie 1.000 hm anfühlen. Doch schnell haben wir das hinter uns und es geht auf weichem Waldboden, angenehm im Schatten wellig dahin. Und so bleibt es auch fast die gesamte Zeit bis zur Mittagscharte (1.636 m). Der Begriff Scharte leitet etwas in die Irre, da ich dann immer eine echte, etwas ausgesetzte Scharte im Kopf habe, die den Blick in ein neues Tal freigibt. Hier ist es eher eine Wegkreuzung auf einer Wiese. Wir könnten über die Tillnwiesen zur Schönegg „aufsteigen“ oder direkt. Letzteres nehmen wir und umrunden den Buckel, der vor uns liegt und sind 20 Minuten später unangestrengt am Gipfelkreuz.
Und endlich, endlich haben wir Aussicht und die ist heute mehr als prächtig.

Das Etschtal liegt uns zu Füßen und von der Texelgruppe über die Sarntaler Alpen mit Hirzer und Ifinger ist alles wie auf dem Serviertablett angerichtet. Das beste jedoch ist der Blick nach Südosten:

Auf dem Bild ist es nur ansatzweise zu erkennen, aber beginnend mit dem Peitlerkofel ganz links über Sass Rigais, Marmolada, Schlern, Rosengarten und Latemar waren die Highlights der Dolomiten aufgereiht wie an der Perlenschnur. Es ist immer ein Highlight für mich, die so klar zu sehen, da ich mit vielen Bergen und Berggruppen in den Dolomiten tolle Erinnerungen verbinde und dies immer herrliche Touren waren.
Trotz ausgedehnter Mittagspause können wir nicht ewig sitzen und staunen, uns bleibt ja der Weg zurück noch. Damit es zumindest für einen kleinen Teil eine Rundtour wird, steigen wir zu den Tillnwiesen hinab, die wir auch nach ein paar Minuten erreichen. Im Frühjahr, wenn alles blüht, ist es sicher ein wunderschöner Platz um zu verweilen. Für uns geht es jedoch direkt weiter, wobei wir uns die folgenden 40 Minuten hätten sparen können, wenn wir drei Dinge beachtet hätten:
1. Karte immer richtig halten (Anfängerfehler!)
2. Wegmarkierungen, die deutlich sichtbar angebracht sind, nicht wider besseren Wissens negieren.
3. Im Zweifelsfall noch einmal ein paar Meter zurücklaufen, um auf die Schilder zu schauen.
Da ich kundgetan habe, nicht mehr bergan (Hügel!) laufen zu wollen, hat das die Wegwahl unbeabsichtigt massiv beeinflusst. Wir laufen also in die gefühlt richtige Richtung, was sehr stark von Punkt 1 abhängt, und finden einige Zeit keine Markierung, laufen jedoch weiter. Irgendwann schwenkt der Hauptweg in Richtung St. Felix, was die falsche Richtung ist. Gleichzeitig geht es rechts mit verblichenen aber deutlich erkennbaren grün-gelben Markierungen auf einem gut sichtbaren Weg los. Also nehmen wir den, aber das gute Gefühl bleibt aus und ich werde unruhig, da der Weg immer zugewachsener wird. Den Weg zurück wollen wir auch nicht so richtig, da wir bereits einiges an Höhe verloren haben und wieder hoch müssten. In diesen Situationen erfolgt immer ein Beziehungstest ;-). Test bestanden, umgekehrt und die zusätzlichen Höhenmeter in Kauf genommen. Den Hügel an den Tillnwiesen nehme ich mit Freude und ab hier steht dem Spaziergang zurück zum Parkplatz nichts mehr im Weg.

Der Muskelkater ist nicht weg und auf den paar Abstiegsmetern zum Parkplatz winsel ich noch einmal ordentlich.
Trotz des Umweges eine schöne, eigentlich unanstrengende Tour, die mit unheimlich viel Aussicht punkten kann.
13 km / 3 Stunden 30 Minuten / 300 hm