Ultner Höfeweg von Kuppelwies nach St. Gertraud
Es ist besonders, das Ultental. Lange nicht so touristisch ausgebaut wie Meran, das Vinschgau oder die Dörfer an der Weinstraße. Immer etwas spröder, etwas unnahbarer und – in Anbetracht der Höhe – etwas kälter. Dieses Mal jedoch hat es mich komplett aufgesogen.
Es ist einer der klarsten und sonnigsten Tage, die unsere Urlaubswoche zu bieten hat. Sicher wäre eine Tour mit Aussicht eine grandiose Wahl. Dennoch haben wir das Ultental ins Auge gefasst und – mit Eltern und Lieblingsmann in der aktuellen Lage – die 3.000er um uns herum ignoriert. Ewig schon auf der Liste, kommt jetzt endlich mal der Ultner Höfeweg zum Zug, ein Weg etwas oberhalb des Tals, der sich an den Bergbauernhöfen vorbei schlängelt.
Wir parken an der Schwemmalmbahn in Kuppelwies. Es ist frisch draußen und ich bereue gleich, dass ich meinen Rucksack nach Algunder Temperaturen gepackt habe. Eine weitere Jacke täte bei 10 Grad sicher gut. In der Informatin lässt sich der Lieblingsmann noch einmal über die teilweise Sperrung des Weges und möglicher Umleitungen aufklären. Auch hier hat 2018 das Sturmtief Vaia ordentlich gewütet und noch sind nicht alle Schäden beseitigt.
So vorbereitet geht es endlich los und wir steigen gemächlich etwas auf, um uns dann oberhalb des Tales in leichtem Auf und Ab in Richtung St. Nikolaus zu schlängeln. Wir kommen an wunderschönen Höfen vorbei, bei denen uns jedoch auch bewusst wird, wie anstrengend diese zu bewirtschaften sind.


In St. Nikolaus genehmigen wir uns eine kurze Rast in der Sonne, ehe wir aus dem Dorfkern hinab zur Talstraße steigen, da wir jetzt den gesperrten Abschnitt umlaufen müssen. Es ist perfekt ausgeschildert und wir laufen auch nicht lange an der Straße. Recht schnell queren wir den Bach und laufen über Wiesen und Weiden der Stelle entgegen, an der wir wieder auf den Höfeweg einschwenken. Das wird allerdings anstrengender als gedacht, da wir ordentlich Höhenmeter aufholen müssen und dafür die Direttissima gewählt wurde. Wir schnaufen ordentlich und freuen uns als wir oben auf einem Stapel blauer Wasserrohre kurz pausieren. Wofür man die hier braucht, merken wir kurz später:


Wasserleitungen! Und der Weg ist gesperrt. Und nun? Der Lieblingsmann checkt Umleitungen aus, mein Papa schaut mal in den Baucontainer, aber so richtig trauen wir uns nicht durch. Dann kommt ein einheimisches Paar vorbei und signalisiert: einfach weitergehen. Das machen wir dann auch. Wir müssen zwar noch einmal steil durch Wiesen aufsteigen, sind jedoch dann bald wieder auf dem Originalweg. Bis St. Getraud, dem Umkehrpunkt, ist es nun nicht mehr weit. Da sich langsam der kleine Hunger meldet, spähe ich mal nach einer Hütte oder Wirtschaft. Ganz nah zur Bushaltestelle ist eine und wir bekommen noch einen Platz auf der Terrasse…
Natürlich schieben sich in dem Moment die einzigen Wolken vor die Sonne und hier auf mehr als 1.000 m ist das gleich frisch. Mit Gulasch, Knödeln und Hirtennudeln versuchen wir von innen zu wärmen, was nur eingeschränkt gelingt. Deshalb verweilen wir trotz des sehr guten Essens nur kurz. Die Wärme durch Bewegung zu erzeugen wird abgewählt und stattdessen der Bus zurück nach Kuppelwies genommen.
Das ist natürlich schnell passiert und damit endet die Wanderung, die uns das Leben im Ultental von einer anderen Seite gezeigt hat. Wir kommen wieder, da dieses Tal so reizvoll ist und man es sich erarbeiten muss. Es liegt nicht auf dem Silbertablett, aber es ist wunderschön, Ruhe gebend, still….
9 Kilometer / 2 Stunden 30 Minuten / ca. 300 – 400 hm