Versöhnung mit dem Nörderberg

Von Aschbach – 1.349 m – (fast) auf den Naturnser Hochwart – 2.608 m –

Nach dem sonntäglichen Spaziergang von Meran nach Schenna und St. Georgen im gesamten Familienverbund, darf es heute endlich mal wieder eine echte Bergtour sein. Für meine Lieblingstour zu den Spronser Seen fühle ich mich konditionell nach diesem nur sehr eingeschränkten Bergsommer noch nicht bereit. Dann nehme ich mal etwas fast vor der Haustür.

Um nicht nur auf bekannten Wegen zu gehen, schaue ich mal auf senteres.com nach Tourenvorschlägen und entdecke den Naturnser Hochwart. 1.400 hm und 5 Stunden erscheint machbar. Da Hin- und Rückweg identisch sind, könnte ich auch jederzeit umkehren. Das einzige Manko – die Tour ist am Naturnser Nörderberg und die guten Erinnerungen daran gibt es quasi nicht – Wolken und Nebel, Schnee Anfang Oktober oder Misthaufen auf dem Weg und drum herum, die ob ihrer Ausmaße zum Tourabbruch führten. Daher stehen der Nörderberg und ich etwas auf Kriegsfuß. Aber er bekommt eine neue Chance.

Mit der Seilbahn – ja, auch ich nutze sie gelegentlich – geht es dank der Gästekarte Algund kostenlos von Rabland hinauf nach Aschbach auf 1.349 m. Ich bin wenige Minuten nach 9.00 Uhr startklar und laufe westwärts durch den kleinen Weiler.

Bald geht es auf dem Weg 27/28 in Richtung Vigiljoch und Naturnser Alm recht gemächlich ansteigend auf schönen Pfaden durch den Wald. Wie der Name Nörderberg sagt, liegt diese Bergseite nordwärts, so dass ich die Sonne nur erahnen kann und es nur ganz allmählich wärmer wird. Nach 90 Minuten komme ich zur Naturnser Alm auf 1.922 m, wunderschön gelegen mit Aussicht auf das Vischgau und die Texelgruppe. Für eine Einkehr ist es zu früh und vor mir liegt auch noch einiges an Höhenmetern.

Weiter geht es jetzt durch etwas lichteten Wald, bis ich nach wenigen Minuten auf eine Art Hochplateau komme, welches über und über mit Almrosen bedeckt ist. Das muss im Sommer überwältigend schön sein.

Und irgendwo da oben ist auch mein Ziel. Die Aussicht hält sich aufgrund des diesigen Wetters zwar in Grenzen aber in der Nähe erschließt sich ein wunderbares Wandergebiet, dem ich bisher nicht soviel abgewinnen konnte – eine Kette von lohnenden Gipfelzielen, Wanderwege hinüber zum Vigiljoch und hinab in diverse Täler. Da war ich sicher nicht zum letzten Mal.

Ich schlendere über die Wiesen und bald gut markiert steiler ansteigend, mal auf breiten Wegen, mal auf schmalen Pfaden. Irgendwann ist die Markierung mal weg, der Weg jedoch gut zu sehen – steil geht es am Hang aufwärts. Mmh…so ganz sicher bin ich mir, mitten am Hang jetzt auch nicht mehr. Zum Glück sehe ich vor mir zwei Wanderer etwas weiter oben. Alles gut, denen folge ich und werde bestimmt auch bald wieder auf Markierungen stoßen. Ich gewinne Meter um Meter an Höhe, jedoch nicht an Sicherheit. Die Karte habe ich dummerweise zu Hause vergessen. Aber große Steinsäulen sind doch bestimmt untrügliche Zeichen? Auf 2.200 m kann ich gut hinab sehen und merke, dass ich wohl deutlich vom eigentlichen Weg auf den Hochwart abgekommen bin, der deutlich weiter links läuft.

Also steige ich mal querfeldein ab – zum Glück geht das hier – und steuere auf diesen Weg zu. Ich verliere wieder 200 hm, bin jedoch froh, wieder einen markierten Weg zu haben. Aber ich mag jetzt nach fast 1.200 hm Aufstieg nicht noch weitere 400 zum Gipfel gehen und kehre schweren Herzens um. An der entscheidenden Stelle erkenne ich auch meinen Fehler. Ich habe eine Markierung auf einem großen Stein übersehen, die um die Ecke geht und bin dem breiteren, aber falschen Weg gefolgt. Allen, die mir noch entgegen gekommen sind, habe ich Aufmerksamkeit angeraten.

So laufe ich suf dem Anstiegsweg wieder hinab zur Naturnser Alm, die jetzt natürlich kein Plätzchen mehr für mich bereit hält. Also ziehe ich unverrichteter Dinge weiter den langen Weg nach Aschbach hinab. Dort stellt sich die Frage, ob ich direkt wieder hinab schwebe oder im Aschbacher Hof den Studel teste. Da der Lieblingsmann sein Programm auch beendet hat, werde ich im Tal aufgelesen und wir gönnen uns in Naturns gemeinsam den heiß geliebten Apfelstrudel.

Das Trauma Nörderberg ist überwunden. Ich komme wieder und dann geht es auf dem richtigen Weg zum Hochwart. Auch wenn ich kein Gipfelerlebnis hatte, war es eine wunderbare Tour, die meinen Laufgewohnheiten total entgegen kam.

14 km / 4,5 Stunden / ca. 1.200 hm

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