Der Karwendelmarsch, mein Wecker und ich

Von Scharnitz über das Karwendelhaus und die Falkenhütte in die Eng (35 km/1.700 hm) 

Nach zwei Jahren wollen wir uns mal wieder einen Karwendelmarsch „gönnen“ und fahren am Freitag bei herrlichstem Wetter nach Scharnitz. Wir schaffen es, unsere Startunterlagen vor 19.00 Uhr abzuholen, so dass wir morgens nicht unter Zeitdruck sind. Mit der Startzeit von 6.00 Uhr trifft der Karwendelmarsch nicht gerade unsere typische Wochenend-Aufstehzeit. Wir übernachten für diese eine Nacht, oder besser bleiben für die paar Stunden in einem Hotel in Seefeld. Es ist ziemlich touristisch da, aber auf eine nette Art. Wir essen sehr gut und vor allem genügend Kohlehydrate. Ich gehe davon aus, dass auch Tiramisu zu den guten Kohlenhydraten zählt 😉

Wir wollen 4.20 Uhr aufstehen, damit wir kurz vor fünf starten können. Wecker ist gestellt. Da ich vor zwei Jahren Probleme mit der Uhrzeit hatte – halb fünf ist halt nicht 5.30 Uhr – widme ich mich dem Ganzen mit voller Aufmerksamkeit. Uhrzeit passt, Handy ist weder auf Vibration noch auf Laulos. Also perfekt vorbereitet. Ich bin lang nicht so nervös, wie beim letzten Mal… also Gute Nacht! Irgendwann werde ich zufällig wach und sehe verwundert das Display vom Handy leuchten, schaue drauf und fahre, wie von der Tarantel gestochen, hoch. Es ist 4.35 Uhr und der Wecker gibt damit seinen dritten und letzten Alarm ab, jedoch ohne Ton. Es bleibt keine Zeit nach der Ursache zu forschen. Gut, dass wir bis auf Wasserbeutel und Nutellasemmeln alles vorbereitet haben. Zack, zack geht es los und wir schaffen es wirklich, noch vor 5.00 Uhr unterwegs zu sein. Bin ich froh, dass die innere Uhr doch funktioniert.

Es gestaltet sich schwierig bis unmöglich,  links auf die Bundesstraße abzubiegen. Von links rollt die Urlaubswelle und von rechts kommen die Marschteilnehmer. Mit einigen Haken schaffen wir es auch, irgendwann Teil der Karawane in Richtung Seefeld zu sein. Wir finden auch gerade noch Platz auf dem uns bekannten Gelände und sind bereits 5.30 Uhr im Startbereich. Es riecht nach Kaffee und es wäre nicht schlecht, einen davon zu ergattern. Unausgeschlafen und im Dunklen ist dich jeder selbst der nächste, so dass Anstehen nicht zählt. Da hat der Lieblingsmann natürlich einen Wettbewerbsnachteil. Zu allem Elend bestellt der Drängler auch gleich 12 Kaffee. Das dauert und die Zeit rinnt davon. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben auch wir zwei Becher des heißen Gebräus in der Hand. Und es ist wirklich heiß, so dass wir die Hälfte stehen lassen müssen. Das führt alles dazu, dass wir im Starterfeld ganz weit hinten stehen, als der Kanonenböller um 6.00 Uhr den Start des Karwendelmarschs bekannt gibt. Erst starten separat die Läufer, die dann tw. bereits am Achensee ankommen, wenn wir zwischen Karwendelhaus und kleinem Ahornboden sind. Die Zeit zählt es erst,  wenn man durch das Starttor läuft. So könnte man meinen, dass es völlig gleich ist, ob vorn oder hinten im Starterfeld. Ist es nicht, da wir nicht zu den ganz Langsamen zählen und die müssen wir alle überholen, was sich erfahrungsgemäß auf den ersten Kilometern trotz des relativ breiten Forstwegs als nahezu unmöglich herausstellt. Es sind halt in Summe auch 2.500 Läufer. Die ersten 12/13 km haben nur ganz wenig Steigung, so dass die meisten genug Luft zum ratschen haben, was sie im Regelfall zu mehreren nebeneinander tun. So kostet uns das erste Drittel der Strecke einiges an Zeit. So haben wir Gelegenheit ganz viel von der herrlichen Umgebung in uns aufzusaugen.

Blick ins Karwendeltal und auf die Schlange vor uns

Bergauf zum Karwendelhaus entzerrt sich das Ganze und wir können unsere Stärke, zügiges und gleichmäßiges bergauf gehen gut ausspielen. Nach nur wenigen Serpentinen mit herrlichen Ausblicken sieht man schon das Karwendelhaus und bald danach die Verpflegungszelte. Wir hsben etwas Hunger, da am Schafstallboden die Bananen bereuts aus waren. Wir waren halt relativ weit hinten im Feld 😦
Hier oben gibt es Brote und die wunderbaren Obstriegel, auf die ich mich bereits riesig freue. Die sind wirklich gut. Es ist für die vielen Helfer schon eine logistische Leistung, die Horden von Läufer gut und schnell zu versorgen, zumal hier oben am Berg auf 1.771 m. Es geht für uns schnell weiter, was dem Lieblingsmann nicht so ganz behagt. Da haben wir wohl leicht abweichende Zielsetzungen.

Über Geröllwege geht es hinab zum kleinen Ahornboden. Kurzweil bieten ein paar Hunde, die im Feld dabei sind. Im Westen können wur bereits fie Falkenhütte sehen. Der Weg dahin jedoch hat es in sich. In meinen Trailrunning-Schuhen bahnt sich eine Blase an, so dass wir am Ahornboden (1.399 m) etwas länger pausieren.

Blick vom kleinen Ahornboden Richtung Ladizer Reisen und Moserkarspitze

Gut versorgt geht es erst gemächlich durch Ahorn und dann durch Wald aufwärts zur Ladizalm. Ab hier macht es nur wenig Spaß, zur Falkenhütte zu gelangen. Die Sonne brennt, es geht richtig steil bergauf und man hat bereits 28 km inden Beinen. Dafür ist das Leiden relativ kurz. Ich schalte auf Bergmodus und setze Schritt um Schritt ganz gleichmäßig. Wichtig ist: Nicht nach oben zum Ziel schauen. Das kommt von allein näher. Das Lächeln für das Foto kurz vor der Falkenhütte (1.848 m) fällt schon einigermaßen leicht.

Hier gibt es Rundum-Versorgung und eir genießen ein paar Minuten Pause. Jetzt kommt für mich der schlimmste Teil mit dem Abstieg von der Falkenhütte hinunter zur Querung der Laliderer Wände. Viel Geröll und rutschiges Gestein. Ich merke jeden Quadratzentimeter meiner Fußsohlen. Was hat mich geritten, nicht die Bergschuhe zu nehmen. Ich sehne mich nach ihnen. Ja, leichtes Schuhwerk ist im Feld hier in der Überzahl…für mich jedenfalls nie wieder.

Blick zur Falkenhütte – ab September 17 bis Anfang 2020 geschlossen

Ab dem Hohljoch geht es nur noch Bergab zur Eng (1.227 m), dem 35 km – Ziel. Konditionell wäre Weiterlaufen für mich drin, aber jeder Schritt ist Schmerz. Ich bin froh, durch das Tor zu laufen und den zweiten Karwendelmarsch in einer einigermaßen vernünftigen Zeit von ca. 7 Stunden  und 20 Minuten für 35 km geschafft zu haben. Jetzt geht es mit dem Bus zurück nach Scharnitz. Der letzte Kilometer zum Auto ist der schwerste, aber danach ist alles gut. Wir sind geschafft, aber nicht übermäßig strapaziert. Ich glaube, dass wie wiederkommen und dann die 52 km fällig sind…

Fazit: Immer nur mit Bergschuhen und Weckerstellen üben…

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