Welcher Tag ist heute eigentlich

6. Etappe – vom Oeschinensee (1.600 m) über Kandersteg (1.200 m) und Bunderchrinde (2.385 m) auf die Engstligenalp (1.952 m)

Das schöne an dieser Art Urlaub – man schaltet total ab. Es interessieren nur noch die Wege, das Wetter, die nächste Station und natürlich Essen und Wasser. Das führt bei mir bald dazu, dass ich den Wochentag nur noch durch rückwärts zählen der Etappenorte ermitteln kann. Heute morgen war es soweit.

Ich mache die Augen auf und Frage mich, welcher Wochentag eigentlich ist. Ein herrlicher Zustand. Heute sieht man die Sonne aufsteigen und sie taucht die weißen Gipfel in morgendliches Gold.

Wir frühstücken sehr gut und starten kurz nach 8.00 Uhr auf die längste Etappe der Tour. Erst einmal geht es hinab nach Kandersteg, damit geht es los, wie es gestern aufgehört hat. „Kniefreundlich“ nach unten 😉

Der Lieblingsmann muss kurz nach dem Start noch einmal zurück, da der Zimmerschlüssel noch bei ihm verweilte. Nach einer Stunde sind wir unten und tanken beim Coop erst noch einmal Mittagessen für heute und morgen – Obst, Wurzelbrot, Landjäger (schmecken deutlich besser als bei uns) und Chäs. Jetzt kann es losgehen – eigentlich.

Wir schummeln heute jedoch etwas und gönnen uns für die ersten 600 hm die hier so genannte Luftseilbahn. Wir laufen ans Ortsende von Kandersteg und es ist so, als ob sie auf uns warten würde. Bezahlt, einsteigen, Tür verriegelt und auf geht es. Ängstlich darf man nicht sein, es ist sehr luftig, steil und nah am Fels.

Aber wir sind dafür schnell auf 1.700 m auf der Allmenalp und starten jetzt den Aufstieg zur Bunderchrinde, die auf 2.385 m liegt. Das soll von der Alp aus 2 Stunden und 30 Minuten dauern. Der Weg zieht angenehm über Weiden nach oben und wechselt dann in ein Geröllfeld. Es geht gleichmäßig hoch, bis der Untergrund wieder wechselt und wir auf schieferartigem Gestein weiterlaufen. Der Weg ist ganz nah am Abgrund und an machen Stellen nicht breiter als ein Bergstiefel…

Nach einer starken Stunde sind wir an einem Übergang, von dem es noch 20 Minuten zur Chrinde sind. Die Zeitangaben im Wanderführer als auch auf den Wegweisern sind heute völlig daneben. Wir sind nach 1:30 h anstatt 2:30 h oben und machen mit Blick hinunter auf Adelboden und zurück auf den Oeschinensee sowie die Spitzen von Eiger, Mönch und Jungfrau unsere Mittagspause. Von Süden sieht man Wolken heranziehen, die auf schlechteres Wetter hindeuten. Ich drängle also mal wieder.

Der Abstieg (1.000 hm) beginnt in einem Geröllfeld, also heißt es aufmerksam sein. Der Untergrund geht bald in einen steinigen Steig über. Besser, aber die Knie mögen heute nicht. Vor Adelboden zweigt der Weg zur Alpe Laueli ab, die 200 hm über unserem aktuellen Standort steht. Die Alternative wäre die Asphaltstraße nach Adelboden. Davon hatten wir jedoch schon genug…

An der Alpe wollen wir einkehren und uns ein Stück Kuchen gönnen. Das ist genug Motivation. Aber der Weg ist weit – gefühlt. Unterwegs jedoch sehen wir einen Hinweis zum Rastplatz Laueli. Also ist es nicht bewirtschaftet. Wir stellen uns auf Müsliriegel und Obst ein. Als wir die Höhenangabe erreicht haben, steht eine verschlossene Hütte. Es fängt etwas an zu regnen und unter dem Vordach verzehren wir halt Mitgebrachtes. Nur wenige hundert Meter weiter kommt wieder eine Hütte. Die ist nicht verschlossen und es ist … Die Alpe Laueli 🙂 Da hätte es Kuchen, Meringe und auch Chäsbrot gegeben. Zu spät. Der Besitzer sagt uns, dass man bei ihnen auch übernachten kann. Hätte ich das mal gewusst. Hier hätte man die Etappe gut beenden können. Für uns geht es im Regen weiter, jetzt wieder abwärts in Richtung Talstation Engstligenalp. Fahren oder laufen, laufen oder fahren.

Wir mögen nicht mehr. Mehr als 20 km in den Beinen und ordentlicher Regen – wir fahren. Wieder zu zweit in einer alten Gondel. Man sieht den Weg hier hoch, der mit 600 hm noch einmal 90 Minuten gedauert hätte. Frisch und ausgeruht wäre es ein Genuss gewesen.

Oben angekommen sind wir mit wenigen Schritten am Berghotel Engstligenalp. Auch das wieder für Wanderungen luxuriös, für sonstige Ansprüche jedoch sehr einfach. Der höchste Luxus heute – wir haben die Dusche im Zimmer.

Ab morgen werden die verbleibenden Etappen kürzer – zum auslaufen quasi.

Nettogehzeit: 6 Stunden 20 Minute / 800 hm hoch / ca. 1.500 hm abwärts / ca. 20 km

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