4. Etappe vom Mont Sëuc (2.005 m) zur Tierser Alpl Hütte (2.440 m)
Heute gab es einen etwas ruckeligen Start in den Tag. Gedanklich war ich bestens präpariert, mit der ersten Gondel um 8.30 Uhr in St. Ulrich zu starten. Dafür hätte es jedoch etwas mehr Aufnahmefähigkeit an der Rezeption bedurft.
Pünktlich 7.30 war ich beim Frühstück. Das war richtig gut und von allem, was es auf den meisten Hütten nicht gibt, war reichlich da. 8.15 war ich fertig zum auschecken, nur leider ist die Rezeption erst ab 9.00 Ihr besetzt. Hätte ich lesen können – steht in großen Lettern da!!! Also erst zum Bäcker, etwas Proviant kaufen und dann geduldiges Warten. Sie kam wirklich Schlag 9.00 Uhr. Gut, dann geht es also mit einer halben Stunde Verspätung los. Gemächlich schweben die runden Gondeln nach oben. Das Wetter ist – entgegen der Vorhersage – noch weit weg von schön. Aber es ist trocken.
Die Seiser Alm liegt vor mir und ich muss darüber hinweg. Zuerst folge ich dem Weg Nr. 6 auf dem ich nach etwa 40 Minuten die Ritschschwaige erreiche. Hier komme ich das erste Mal ins Denken. Ich will ja über die Rosszahnscharte direkt zur Tierser Alpl und den Schlern auslassen – das ist etwas kürzer und hat 300 hm weniger. Hier lese ich jedoch, dass es bis zum Schlernhaus nur 3,5 Stunden sind. Könnte ich ja doch machen, oder?
Noch muss ich mich nicht entscheiden, werde jedoch mit jedem Schritt sicherer, dass ich das machen werde. Ich sehe nämlich den Weg zur Rosszahnscharte die ganze Zeit vor mir und ich habe auch wenig Lust, bereits 13.00 Uhr auf der Hütte zu sein. Das einzige was wirklich dagegen spricht, sind meine müden Beine oder soll ich besser Muskelkater sagen 😉 Egal, es geht in Richtung Schlern. Ziemlich genau vor zwei Jahren bin ich mit dem Lieblingsmann von Völs kommend aufgestiegen. Heute ist es nur der sogenannte Touristensteig, aber die 600 hm dürften für heute ausreichend sein. Und es ist wirklich Zufall, dass ich heute da oben sein werde…
Es sind schon einige Leute hier oben unterwegs, da es ja einige Seilbahnen gibt, die von jeder Ecke zuverlässig nach oben transportieren. Ich werde von nahezu allen mit einem freundlichen ‚Guten Morgen‘ gegrüßt – wahlweise mit sächsischem oder schwäbischem Einschlag. Ausnahmen: bis auf zwei Bauern, die mit ihren Pferden unterwegs sind, keine…
An der Saltnerschwaige, kurz vor dem Aufstieg entdecke ich das Bild:
Letzte Tankstelle vor dem Schlernhaus. Ich lasse sie aus, vor mir liegt noch ein Stück Arbeit und die beginnt jetzt. Der Weg ist gut zu gehen und zieht sich in großen Serpentinen nach oben. Das Wetter wird besser und die Sicht damit auch. Ich falle in meinen bergauf-Trott – Schritt für Schritt, wenig nach oben schauen, wenig Pausen. Funktioniert auch dieses Mal, so dass in in der Hälfte der Zeit oben bin. Meine Jause habe ich mir echt verdient. Lange fällt sie jedoch nicht aus, da es zugig und auf 2.500 m auch kalt ist. Was versöhnt, ist der Ausblick auf den Rosengarten, endlich…
Jetzt nur noch hinüber zum Tierser Alpl, was jedoch immerhin noch 90 Minuten und weitere 300 hm sind. Jetzt fällt es mir sehr schwer und ich motiviere mich mit Apfelstrudel … sogar noch vor der Dusche. Ein bisschen verrückt bin ich schon…
Am Ende schaffe ich auch das, wenngleich es einige Willensanstrengung erfordert. Die Hütte ist perfekt – neu, geräumig und nette Zimmer. Der Apfelstrudel ist sehr gut – der beste in dieser Saison. Die Panoramafensterfront der Hütte verspricht gute Aussicht für heute Abend.
Ein guter Tag!

Gehzeit: ca. 5 Stunden, Entfernung: 16 km, Höhenunterschied: 1.200 hm auf/ ca. 700 hm ab