Was gibt es Schöneres…

Um einen langgestreckten Bergrücken zur Ruine Vorderburg

…als an einem herrlich kalten Wintermorgen bei strahlend blauem Himmel eine Tour zu starten. Endlich ist die Landschaft verschneit, von tief verschneit würde ich noch nicht reden, aber es zählt, was liegt. Nicht weit von uns, am südlichen Ende des Rottachsees liegt ein langgezogener Bergrücken mit der Ruine Vorderburg und es ist heute die Tour der Wahl.

Nach dem dritten Anlauf finden wir auch den wirklich versteckt liegenden Wanderparkplatz Greifenmühle, auf dem wir die Einzigen sind. Nicht schlecht, nachdem wir die Nachrichten von Tegernsee und Spitzingsee gehört haben. Das Allgäu oder eben genau unsere Gegend sind dann zum Glück von etwas geringerem touristischen Interesse oder zumindest zu weit weg für einen Tagesausflug von München.

Heute könnte es genug Schnee für eine Schneeschuhtour geben, obwohl wir mit etwas mehr als 1.000 m gar nicht so hoch sind. Die Gamaschen ziehen wir gleich an, da sie auch ohne Schneeschuhe ganz praktisch sind. Die Schuhe hängen am Rucksack und der Lieblingsmann stellt noch fest, dass es selbst bei Gamaschen ein L und ein R gibt. Nach diesem kleinen Lacher geht es auf der Nordseite des Höhenzugs ganz geschichtsträchtig auf der alten Salzstraße (heute ein Wirtschaftsweg) ganz gemächlich los. Die Sonne lässt den Schnee auf den Wiesen funkeln und es ist einfach herrlich, in dieser Umgebung einfach loszulaufen.

Bald verlassen wir die breiten Wiesen und gehen in lichtem Wald auf der Nordseite des Höhenzugs immer südwärts in Richtung Rottach. Es ist ein stetiges und leichtes auf und ab. Rechts kann man gelegentlich den Blick hinaus ins Illertal schweifen lassen. Auf der linken Seite gibt es Geologieunterricht mit dem Schwerpunkt ‚Nagelfluh‘. Langsam schiebt sich Rottach ins Bild. Hier ist jetzt vorbei mit leichtem auf und ab. Fast alle Höhenmeter der Runde kommen jetzt. Wir stapfen den schneebedeckten Anstieg hinauf. Auf einer sonnigen Wiese hören wir das Mittagsläuten – ein Signal. In der Sonne stehend verzehren wir unsere Brotzeit. Das ist der einzige Nachteil am Winterwandern – man muss meist im Stehen essen.

Langsam schieben sich dünne graue Wolken vor die Sonne und es wird sofort merklich frischer. Dem entgegnen wir mit einer schneebedeckten, ungespurten Wiese – spätestens hier hätten sich die Schneeschuhe gelohnt – und einem weiteren langen Anstieg. An einer baufälligen Alpe (Wiedemann?) sind wir etwas unsicher, was die Wegführung betrifft, finden jedoch mit etwas Spürsinn auch hier die gelb-weiße Markierung.

Man glaubt es kaum, aber irgendwann ist oben auch oben und wir blicken hinüber zum Grünten und ins Tannheimer Tal (in das wir hoffentlich bald wieder dürfen). Nach wenigen Minuten auf der Höhe erreichen wir die Reste der Vorderburg.

Auf der einen Seite blicken wir ins flache Land und nach Südosten auf die nächsten Ziele – ob mit oder ohne Schneeschuhe.

Von hier ist der Rest schnell erzählt. Über Wiesen und im Wald geht es wieder hinab zur alten Salzstraße. Die meisten Höhenmeter nimmt uns eine lange Metalltreppe im Wald ab. Den Wasserfall am Ende der Tour haben wir verpasst. Sicher ein Highlight, da inzwischen eine dünne Eisschicht auf fast allen Gewässern liegt. Nach 11 km und 400 hm im Schnee reicht es uns jedoch als wir nach etwas mehr als drei Stunden den Parkplatz erreichen.

Eine vergnügliche Jahresabschlusstour, die zugleich den Auftakt für die Wintersaison bildet. Es liegt einiges vor der Haustür, was es zu erkunden gibt, ob mit oder ohne Schneeschuhe. Trotz allem ein Wanderjahr mit vielen Entdeckungen – teils vor der Haustür, teils weiter entfernt. Wir sind gespannt, was 2021 bringt. Wir sind jedenfalls bereit!

Danke allen, die uns immer, häufig oder auch nur gelegentlich begleiten. Vielleicht gibt der Blog etwas Inspiration. Uns geben unsere Touren etwas Freiheit und die Möglichkeit, aus dem Alltag auszubrechen. Manchmal erreichen wir unsere Grenzen, gelegentlich verschieben wir sie auch. Eines ist immer im Gepäck – Dankbarkeit, dies alles erleben zu dürfen: weil der Geist willig ist, der Körper uns trägt und die großartige Natur uns immer mehr zurück gibt, als wir investieren – auch wenn der Anstieg noch so steil ist….

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