Tag 2 am Pfunderer Höhenweg – von der Simile-Mahd-Alm zur Brixner Hütte
Heute steht ein vergleichsweise entspannter Wandertag an, so dass wir erst 7.00 Uhr zum Frühstück gehen. Auf der Hütte ist schon lange Betrieb. Hier wird alles selbst gemacht – Butter, Käse, Marmelade, Kuchen und alles Hüttenessen. Das geht nur früh am Tag oder spät abends.
Eine Stunde später starten wir und wandern leicht bergauf durch einen kleinen Kessel, der über und über mit Almrosen bewachsen ist. Leider ist die Blütezeit vorbei. Wir müssen immer furchtbar auf die Wegmarkierungen Acht geben, da es hier viele ausgetretene Wege gibt, die nicht alle für uns die Richtigen sind. Nach einiger Zeit stoßen wir auf eine kleine Kuhherde mit drei Ziegen. Letztere sind ziemlich neugierig und begleiten uns. Sie lassen sich nicht abschütteln.

An einer Weggabelung treffen wir auf zwei einheimische Jungs, die uns weiterziehen lassen und versuchen, die Ziegen zum Umkehren zu bewegen. Über viele Bächlein hinweg ziehen wir in Richtung des Sengesjöchls. Die Jungs überholen uns irgendwann und die Ziegen heften sich wieder an unsere Fersen. Es beunruhigt uns ziemlich und wir versuchen unsere letzte Hütte anzurufen. Es gelingt erst nach mehreren Anläufen, da der Empfang wirklich nicht gut ist. Keiner geht ran, also schicken wir noch eine SMS hinterdrein. Kurz vor dem Sengesjöchl sehen wir einen Drahtzaun. Hoffnung keimt auf, dass dieser unsere Weggefährten abhalten kann. Aber auch hier finden Sie einen Durchschlupf, wie bei allen Hindernissen vorher.
Hinter dem Sengesjöchl glitzert der Wilde See türkis in der Sonne.

Er ist rundum von Wanderwegen umgeben, auf denen heute zum Feiertag auch einige Gruppen unterwegs sind. Wir legen mit unseren Ziegen eine Pause ein, in der Hoffnung, dass sie doch wieder den Rückweg antreten. Weit gefehlt – sie legen sich auch nieder, blöken aber immer nervöser. Bei uns keimt langsam der Trotz auf, da wir gerade ein Problem von jemand anderem zu unserem machen. Wir ziehen weiter zum Rauhtaljoch, dann müssen sie ins halt folgen. Es wird immer karger und irgendwie habe ich Mitleid mit den Viechern und mir geht das Gebimmel auf den Geist. Was sollen wir denn mit denen auf der Brixner Hütte. Aber umdrehen und zurückbringen? Das sind zusätzliche drei Stunden Gehzeit, von den Höhenmetern ganz zu schweigen. Meine Laune fällt rapide – und wir drehen um. Wütend auf unsere Begleiter stapfe ich dahin. Wenn ich zurück zur Simile-Mahd-Alm muss, ist die Tour vorbei… das steht fest.
Am Wilde See geht meine bessere Hälfte allein mit den Ziegen weiter und ich warte. Am Sengesjöchl kann ich ausmachen, dass er mit jemandem spricht und dann wieder zurück kommt – ohne Ziegen. Die Hirtin war bereits auf der Suche. Deswegen war ich wohl der „Geißen-Peter“. Denn dem Mann im Duo sind sie auch nur mit meinem Rucksack gefolgt. Jedenfalls gehörten sie dort, wo wir sie aufgegabelt haben, auch nicht hin. Die haben sich wohl schon früher von der Herde verabschiedet.

Endlich können wir befreit weiter laufen und die Tour steht auch nicht kurz vor dem Abbruch. Der Weg zum Rauhtaljoch zieht sich ordentlich nach oben. Es ist fast wie Treppen steigen. Wir könnten am Joch zur Wilden Kreuzspitze aufsteigen und so einen 3.000er mitnehmen. Aber so richtig Lust kommt trotz der nur 200 hm nicht auf. Also steigen wir die 500 m hinab zur Brixner Hütte. Auch abwärts kann es sich ziehen. Schotter und rutschiger Untergrund erfordern Achtsamkeit und der Rucksack schiebt mit seinem Gewicht ordentlich.
Um die Brixner Hütte ist ein riesiger Auflauf. Es ist Feiertag und viele Einheimische nutzen das herrliche Wetter. Wir ergattern einen Tisch auf der Terrasse und nutzen die Zeit, bis wir unser Bett zugewiesen bekommen, zum Essen. Bald verkriechen wir uns nach drin, da es ziemlich zugig und frisch ist. Heute gibt es nur ein Lager und nur kaltes Wasser. Also ist nichts mit Duschen und da mir die Kälte in den Knochen sitzt, kostet die Katzenwäsche auch riesige Überwindung. Aber danach ist es warm. Da heute nicht mein Tag ist, sind meine Favoriten (1-3 ) zum Abendessen natürlich auch aus – wegen der Tagrsausflügler 😦
Na gut, den Abend bekommen wir auch so rum und spülen die Dramen des Tages mit Latschenkiefer- und Moosbeerenschnaps runter.
Morgen, ja morgen kommt es besonders auf das Wetter an. Es warten ca. 10 h auf uns und wir müssen über vier Scharten. Allerdings soll das Wetter nicht so ganz mitspielen. Wir werden sehen, ob wir direkt oder über Umwege zur Edelrauthütte kommen.